News

Spielzeit 2024/25

Franz Schreker: Der ferne Klang

Franz Schreker: Der ferne Klang

Theater Osnabrück
Premiere 26. April 2025, 19:30 Uhr
www.theater-osnabrück.de


Musikalische Leitung: Andreas Hotz 
Regie: Jakob Peters-Messer
Bühne & Licht: Guido Petzold
Kostüme: Angela Schuett


weitere Vorstellungen:
02. & 09.05.2025,
04., 12. & 17.06.2025

 

Ein verborgenes oder blockiertes Licht, ein verdeckter Zugang, hinter dem man Licht sieht, symbolisiert das, was Fritz sucht, den „fernen Klang“, den Sinn des Lebens. Er bleibt letztlich unentdeckt. Bei mir kommt alles aus der Musik, sagt der Komponist Franz Schreker. Und tatsächlich: Schon im Vorspiel bekommen wir eine Ahnung von dem unbestimmten Klang, der nicht greifbar ist und undeutlich bleibt. Aber es gibt auch das große, düstere Thema, das Fritz‘ Ehrgeiz, seine Hybris, das große Werk, das er schaffen will, beschreibt.

Fritz geht auf die Suche nach dem „fernen Klang“ und verlässt dafür Grete, seine Freundin. Es soll beides sein: Ein Weg zu sich selbst und eine Karriere als erfolgreicher Musiker. Beides sind Irrwege. Auch Grete flieht aus ihrem engen familiären Umfeld und gerät auf einen Lebensweg, der sie immer weiter von sich selbst entfremdet. Ganz am Ende finden sie wieder zusammen. Erst jetzt nimmt Fritz Grete als Gegenüber wirklich wahr und erkennt auch den „Klang“, der sich hier am stärksten materialisiert. Aber zu spät. Grete muss und kann ihren Weg allein weitergehen. Ihre Geschichte ist auch die Geschichte einer Emanzipation von den Zwängen männlicher Selbstverwirklichung um jeden Preis.

Schrekers Text und seine Oper verdanken viel dem Naturalismus und der Psychologie des frühen 20. Jahrhunderts. Der „ferne Klang“ im Titel spricht etwas an, das (in uns) verborgen ist und aus der Tiefe aufklingt. Gleichzeitig sind soziale Themen wichtig und sehr präsent. Kleinbürgerliche Beschränktheit, Gewalt in der Familie, Alkoholismus, Prostitution. Als Korrektiv hierzu wirkt noch am ehesten die Naturerfahrung. Das Momentum, in dem sich etwas vom wahren, vom echten Leben andeutet. Die Frühlingsnacht, in der Fritz zum ersten Mal die Stimmen der Vögel, die Natur wahrnimmt, an der er sein Leben lang vorbei gelebt hat. Und Grete am See, die für einen Moment in der Natur zu sich selbst findet, ihre Bedürfnisse erkennt. Hier sucht Schreker den Kontrast zu den sozialen Vorgaben und Zwängen, die beide daran hindern, aus ihrer Entfremdung auszubrechen, zu sich selbst zu finden und im falschen Leben das echte zu entdecken.

Jakob Peters-Messer

Nominierung für den FAUST 2022 in der Kategorie Inszenierung Musiktheater.

Nominierung für den FAUST 2022 in der Kategorie Inszenierung Musiktheater.

Karol Rathaus’ einzige Oper „Fremde Erde“ wurde 1930 an der Berliner Staatsoper Unter den Linden uraufgeführt. Eine Zeitoper, die vor dem Hintergrund der Weltwirtschaftskrise von Migranten aus Osteuropa erzählt, die in der Neuen Welt ihr Glück suchen und – ausgebeutet und entwurzelt – zugrunde gehen. Nicht nur das Schicksal der Flüchtenden wird thematisiert, sondern auch die lebensgefährliche Arbeit in den Salpeterminen der chilenischen Atacama-Wüste und die damit zusammenhängende Umweltzerstörung. Die Textvorlage ist geprägt von Sozial- und Kapitalismuskritik und zugleich melodramatischer Kino-Ästhetik. Karol Rathaus’ Musik macht daraus ein herb-expressionistisches, quasi prophetisches Monument des Exils: Nur wenige Jahre nach der Uraufführung musste auch Rathaus – als jüdischer Musiker floh er vor den Nazis – auf „fremder Erde“ ein neues Leben suchen.

Jakob Peters-Messer / Bettina Stöß (Hg.): Inszenierungen

Jakob Peters-Messer / Bettina Stöß (Hg.): Inszenierungen

Jakob Peters-Messer / Bettina Stöß (Hg.)
Inszenierungen
176 Seiten
140 Farbabbildungen
Klappenbroschur
28 x 24 cm
€ [D] 34,90 € [A] 35,90 sFr 49,90
ISBN 978-3-89487-699-9

Chronologisch nach Aufführungsjahren geordnet und von einführenden Texten zu den Stücken begleitet, zeichnet das im Henschel Verlag erschienene Buch in 140 Farbaufnahmen der Theaterfotografin Bettina Stöß die künstlerische Entwicklung im Schaffen des Opernregisseurs Jakob Peters-Messer seit 2004 nach. In zwei vorangestellten Essays kommen Bodo Busse, der Intendant des Landestheaters Coburg, und die Autorin und Theaterwissenschaftlerin Micaela von Marcard zu Wort.

März 2011
Jörg Restorff (Kunstzeitung): «ein wunderbarer Fotoband, der 14 Inszenierungen des Opernregisseurs Jakob Peters-Messer Revue passieren lässt»

Mai 2011
Friedemann Kluge (Das Orchester): «Der aufwändig gestaltete Bildband stellt 14 Inszenierungen des Regisseurs Jakob Peters-Messer in begeisternden Fotografien der Theaterfotografin Bettina Stöß vor. Ihre Bilder dokumentieren die Arbeit des Regisseurs in kongenialer Weise, sind aber auch Kunstwerke sui generis. (…) Ein Opernbuch, schön, wie Oper ohne Musik nur eben sein kann!»

Juni 2011
Eberhard Kneipel (Thüringen Kulturspiegel): «Angesichts dieser faszinierenden Bilderwelt möchte man sich flugs zu einem Theaterbesuch aufmachen. Egal welches Stück gespielt wird, ob Repertoire oder Neuschöpfung, ob ausgegraben oder wiederbelebt. (…) Nicht egal, ja Bedingung wäre hingegen, dass dieser Regisseur Jakob Peters-Messer am Werke ist. Und gemeinsam mit seinem Team (…) jene kunstvollen Szenen-Kreationen geschaffen hat, die beim Zusehen die Fantasie zu tollen Sprüngen animieren, die dem Geist Nahrung geben und bei denen selbst die verstörendsten Momente ästhetischen Genuss evozieren. Tja, wir aber müssen hier bleiben, beim Buch. Doch dessen Bilder über Bilder, die Bettina Stöß aus allen Perspektiven, in eindrucksvollem Format, mit bezeichnenden Details von 14 Inszenierungen aufgenommen hat, (…) entschädigen auf ihre Weise für einen entgangenen Theaterabend, auf den sie doch so neugierig machen. (…) Die Formen und Farben, die Räume und die Requisiten, die Gestalten und die Gesten sind stets in ihrem „prägnanten Punkt“ erfasst und abgelichtet. In jenem Augenblick also, der den Zuschauer erhellt und der zum Leser spricht. Und das „Geheimnis“ dieser originellen Bühnenfantasien liegt  im Vermeiden jeglicher eindimensionaler Lesarten und Sichtweisen durch den Regisseur. Weder „Werktreue“ noch „Regietheater“ werden inthronisiert. Stilebenen aus allen Epochen beleben die Bühne und schaffen (…) reiche reizvolle Assoziationsräume. Und stets sind politische Implikationen und Situationen mitgedacht und über die Figuren „gelegt“, so dass alles Belanglose und Beliebige außen vor bleibt. Jegliche plumpe Aktualisierung und Belehrung auch. Der Zuschauer hat die Freiheit, sich selbst zu den Stücken, den Hintergründen, den Deutungen in Beziehung zu setzen. Sich sein eigenes Bild zu machen. (…) Und dem Verlag ist – nach dem Porträt-Band über Marco Arturo Marelli – mit diesem Inszenierungs-Buch über Jacob Peters-Messer erneut ein opulenter Bildband und ein großer Wurf in Richtung heutige Theaterkunst gelungen.»